Beim Vorbeilaufen blieb Nina kurz an ihrem Spiegel stehen, um sich sicher zu gehen, dass sie nicht so aussah, als wäre sie gerade vom Bett aufgestanden – das kam bei ihr öfter vor, wenn sie depressiv war. Als sie sich sicher war, ging sie weiter und nach wenigen Sekunden öffnete sie schließlich die Tür und sah Paul vor sich. Sofort bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen und ihre Sorgen waren wie weggeblasen. Sie umarmte ihren besten Freund. „Paweeeel!“. Er kam genau zum richtigen Zeitpunkt.. irgendwie gruselig, doch freute sie sich gerade unendlich darüber, dass er hier war und sie nicht weiter die depressive Version von sich spielen musste. „Komm rein“, meinte sie und löste sich schnell aus der Umarmung, um zur Seite zu treten, damit er reinkommen konnte.

>> Wohnzimmer

Gerade als Nina die Küche betreten wollte hörte sie die Tür klingeln. Paul war schon hier, weshalb sie sich fragte wer sie nun um dieselbe Uhrzeit besuchen wollte. Vielleicht Candice? Oder Kat? Sie wusste es nicht und würde es gleich erfahren. „Ich komme schon“, rief sie und bog nicht in die Küche ab, sondern ging den Flur weiter – zur Türe, die sie dann kurz daraufhin öffnete. Als sie Ian vor sich sah, blieb sie wie erstarrt stehen und sie hatte das Gefühl, dass ihr das Herz für einen kurzen Augenblick stehen geblieben war. „Was tust du hier?“, fragte sie ihn und bemerkte, dass sein Hemd aufgeknöpft war, so dass sie seinen Oberkörper sah. „Und wie siehst du überhaupt aus?! Hast du getrunken?“. Was für eine überflüssige Frage, er hatte mit Sicherheit getrunken, sonst würde er wohl kaum so aussehen und abends um 8 Uhr keine Ahnung was vor ihrer Haustür stehen.

Sie glaubte irgendwie nicht, dass er tatsächlich vor ihr stand – erst nach mehreren Sekunden hatte sie das realisieren können. „Ein bisschen? Du siehst so aus, als hättest du 2 Flaschen allein getrunken“, meinte Nina direkt, aber ehrlich. „Sag mir nicht du bist hier her gefahren?!“. Sie hoffte, dass er jetzt mit einem Nein antwortete, denn sogar ein Blinder hätte erkannt, wie betrunken er war und betrunken Auto zu fahren war so etwas wie Selbstmord. Sollte sie ihn lieber herein bitten? Wie würde es aussehen wenn sie ihren Ex wieder in ihre Wohnung ließ? Besonders wenn dieser auch noch obenrum nackt war. Doch tat er ihr irgendwie Leid. „Bevor du mir gleich umkippst.. komm rein und setz dich…“, bot sie ihm an und vernahm dann schon seine Worte. Sie sollte ihm zuhören? Gut, sie verstummte und wartete darauf, dass er lossprach.
Seine Worte waren undeutlich und doch verstand die Brünette was er versuchte ihr damit zu sagen. „Das war wirklich scheiße von dir… wie konntest du Mila Kunis vor meinen Augen an grabschen? Ich sollte dich hassen… abgrundtief…“, sagte sie ernst, denn er hatte sie damit verletzt – auch wenn sie es ihm nicht gezeigt hatte. Dir kommt nicht in den Sinn, dass ich das alles vorspiele, oder? Das ich alles andere als glücklich bin?! , fiel ihr in ihre Gedanken. „Du.. weißt nicht wovon du redest, du bist betrunken..“, brachte sie nur von ihren Lippen. „Hörst du dir eigentlich selbst zu? Ich hab keinen neuen… ich bin genauso sehr wie du über unsere Beziehung hinweg – gar nicht!“, rutschte es ihr nun raus und als er zu Boden sank, wurden ihre Augen größer. „Ian“. Es tat weh ihn so zu sehen und zu wissen, dass es ihre Schuld war. Sie versuchte wie immer stark zu sein und die Tränen zu unterdrücken, doch klappte es nicht immer – wie jetzt zum Beispiel. Diese Trennung nahm sie mit.. sehr. Sie beugte sich zu ihm runter. „Ich.. wir sollten nochmal sprechen, wenn du nüchtern bist und weißt was du von dir gibst…“, denn sie war sich nicht sicher, ob er überhaupt wusste, was er hier tat geschweige denn was er ihr mitteilte.

Er erwartete nun nicht, dass sie ihm das glaubte, oder? Leicht legte Nina ihren Kopf schräg und sah ihn ungläubig an. „Komm her und lass mich wenigstens die Knöpfe zu machen…“, sagte sie, denn wenn er nicht gefahren war, war er gelaufen und musste heiß und gleichzeitig bescheuert mit seinem offenen Hemd aussehen. Sie machte einen Schritt nach vorn und während sie ihm weiter zuhörte, knöpfte sie ihm sein Hemd zu.

Leise seufzte sie, als er sich wie ein kleines Kind weigerte, ihre Wohnung zu betreten und sich hin zu setzen. „Okay, ich höre dir zu“, bestätigte sie ihm.
„Das habe ich nicht behauptet… ich bin mir nur nicht sicher ob du Morgen dasselbe sagen wirst… oder ob du wach wirst und dich an nichts mehr erinnerst…“, meinte die Schauspielerin und hatte sich zu ihm nach unten gebeugt. „Nein… ich verspreche dir, dass wir miteinander sprechen… an einem ruhigen Ort, wie zum Beispiel hier…“, und sie würde sich an ihr Versprechen halten – allein schon weil sie von Tag zu Tag immer mehr merkte, wie schlecht es ihr ohne ihm ging.
Als er auf stand und sie sah wie er leicht hin und her schwankte, hielt sie ihn für einen kurzen Moment fest, bis er sich am Geländer stützte. „Dann erklär es mir.. morgen…“, meinte sie und so wie er gerade schwankte, konnte sie ihn unmöglich gehen lassen, weshalb sie ihn erneut an seinem Arm hielt. „Du kannst nicht mal stehen.. wie willst du bitte bis zu deinem Haus laufen? Bleib hier… für heute… und morgen früh reden wir meinetwegen nochmal. Deal?“

Nina sah wie sich Paul an den beiden nach draußen schlich – wahrscheinlich um sie nicht zu stören. Nur kurz sah sie ihm nach, ehe ihr Blick schon wieder zu Ian ging. „Dann darfst du dir dein Hemd drinnen wieder ausziehen“, sagte sie einfach, damit er nicht gleich losschmollte. Seiner Schmolllippe konnte sie eh nicht widerstehen und wäre früher oder später schwach geworden.
„Nein, ich hab es auch nicht gedacht. Du bildest dir im betrunkenen Zustand echt die schlimmsten Dinge ein“. Leicht schüttelte die Brünette ihren Kopf und erwiderte nur kurz seinen Blick in seine diamantblauen Augen. „… Ich bin mir da weniger sicher“, sagte sie auf seine Worte hin. Auch wenn Ian meinte, er hätte nicht viel getrunken, so kannte sie ihn. Er wurde nicht von ein bis zwei Gläsern betrunken – er hielt einiges aus und wenn er jetzt schon hin und her schwankte, musste er mindestens eine Flasche leer getrunken haben. Als er stehen blieb und sprach, zogen sich ihre Augenbrauen in die Höhe. „Ist das eine ernst gemeinte Frage? – Du schläfst natürlich im Gästezimmer“, beantwortete sie ihm seine Frage. Normalerweise hätte sie ihm das nun ironisch beantwortet, doch wollte sie nicht, dass er die Ironie nicht verstand und ihre Worte ernst nahm – bei einem betrunkenen Ian konnte man sich nie sicher genug sein ^^
Sie zog ihre Hand zurück. Nachdem er ihre Wohnung betreten hatte, ging sie ihm nach und schloss danach die Tür hinter sich. Ihr Blick lag auf ihm und sie lief dicht neben ihm, damit er nicht über irgendetwas stolperte und noch hinfiel – das wollte sie nun wirklich nicht, zumal sie zu schwach wäre um ihn hoch zu heben.

>> Ab in die Wohnung xD