Ich musste grinsen und nickte. Das konnte man verstehen, wahrscheinlich hatte jeder jemanden, der er vermisste. Ich lächelte vertäumt vor mir her. Ich wollte auch wirklich bei der Geburt meines Kindes dabei sein und Nina einfach im Arm halten. Es wäre einfach toll, wenn endlich mal die Rettung käme. Ich spürte das Wasser und sah zu Rob. "Ey." grinste ich und nickte dann aber. "Klar doch. Was für eine Frage." Ich schmunzelte und schwamm los, um weiter draußen zu sein. "Dann komm, auf. Weiter draußen klingt spitze." meinte ich grinsend.

Kaum hatte er zugestimmt war er auch schon weg und ich blieb mit dem Board zurück. Als er nach mir rief, musste ich natürlich kontern. "Du hast mir den Ballast zurück gelassen, ich bin nicht so schnell!" Wieder huschte ein Lachen über meine Lippen. Aber dieses Mal machte ich es total Profi-like. Ich legte mich mit dem Bauch auf das Brett, bis ich schnallte dass das verdammt weh tat. Also abstützten. Ich stützte mit einem Arm meinen Brustkorb ab und griff mit der Hand ins Wasser um mich anzuschubsen und das Board voranzutreiben. "Wie weit?", wollte ich wissen.

"Ich werde auch warten auf dich." rief ich zu ihm und lachte. Ich würde ohne Board sowieso nicht surfen können, außerdem war ich eh nicht so fies und würde nicht warten. Ich blieb dann aber doch bei einer Stelle, um zu warten, bis er bei mir war. "Mir eigentlich egal. Von mir aus können wir noch ein Stück schwimmen." sagte ich. "Wie willst du es?" Ich sah ihn fragend an. Das Board konnte ich auch übernehmen, wenn er wollte. Ich wartete dann auf die Antwort von ihm.

"Das will ich dir auch geraten haben", schrie ich zurück und lachte schon wieder. Ja so viel wie ich in der letzten Stunde gelacht hatte, hatte ich die letzten 3 Wochen nicht gelacht. "Hmm...", machte ich als ich bei ihm angelangt war und warf einen Blick aufs Meer. Die Wellen nahmen uns jetzt schon fast immer mit, aber naja. Ich setzte mich auf das Board und rutschte etwas nach vorne. "Komm hoch, wir versuchens mit dem Aufstehen auf dem Brett und zwar da hinten wo die Welle jetzt aufschlägt", erklärte ich. Also würden wir noch ein Stück rudern und dann aufstehen und uns ans Surfen wagen.

"Was wäre, wenn nicht?" schrie ich lachend zurück. Jetzt waren sicherlich alle Muskeln füs Lachen wieder eindeutig entspannter, so ungewohnt war es das schon geworden. Ich dachte ebenfalls nach und sah zu ihm, als er das sagte. "Okay, geht klar. Die Stelle ist gut." meinte ich und setzte mich dann neben ihm auf das Board. "So, es kann losgehen mit dem Rudern." sagte ich und so fingen wir auch an. Stück für Stück kamen wir immer näher an das Ziel und endlich kamen wir auch an. "Jetzt kanns losgehen aus meiner Sicht." Mit diesen Worten stand ich auch schon langsam auf.

"Dann war dein Kopf mal auf deinem Hals!", versuchte ich total drohend zurück zu schreien. Doch sobald er auch auf dem Brett saß waren wir wieder voll und ganz die Surfer, die wir eigentlich gar nicht waren. Ich klemmte meine Zunge zwischen meine Lippen und stand vorsichtig auf. Schon erfasste uns eine kleine Welle und riss das Board herum, sodass wir mit der Spitze des Bretts in Richtung Strand standen - so wie es eben gehörte. "Okay", sagte ich und ging wieder leicht in die Hocke. Mein Blick war über meine Schulter gerichtet und ich sah zu wie die nächste ziemlich große Welle auf uns zu kam. Wenn wir alles richtig machen würde könnten wir sie lange reiten.

"Oha.. Das würdest du nie tun." meinte ich und lachte. Das glaubte ich nicht, dass er das ernst meinte. Jetzt war aber erstmal surfen an der Reihe und sonst nichts anderes. Ich merkte, wie wir von der kleinen Welle richtig herumgedreht wurde und behielt das Gleichgewicht. Ich ging ebenfalls in die Hocke. "Auf gehts." meinte ich nur noch und wartete dann auf die große Welle. Ich konzentrierte mich dann darauf, alles richtig zu machen. Schließlich hatte die Welle uns erreicht und wir ritten diese auch schon. Ich grinste und genoss einfach diesen Wellenritt.

"Nein würde ich nicht", gestand ich dann lachend und schüttelte zusätzlich meinen Kopf. Dieses Mal machten wir es wirklich gut, bis wir kurz vor dem Strand von der Welle mitgerissen wurden. Wieder tauchte ich auf und schüttelte meine Haare aus, während ich lachend auftauchte. "Scheiße! Das wir immer runter fallen müssen" Im Gegensatz zu meinen Worten stand mein Lachen, welches schon die ganze Zeit zu hören war. Doch meine Ohren nahmen da etwas Anderes war und sofort verschloss ich meinen Mund. Ich starrte Ian kurz einen Moment an, vielleicht hörte er es ja auch. Mein Kopf wandte sich zum Himmel - dort wo das Geräusch her kam. Es war ganz deutlich: die Rotorblätter eines Hubschraubers.

"Will ich für dich hoffen. Sonst hast du Nina's Wut auf dich." meinte ich und lachte. Fast hätte ich gedacht, wir würden das noch schaffen, bevor wir dann aber vom Board runtergerissen wurden. Ich tauchte ebenfalls kurz darauf wieder aus und lachte ebenfalls. Ich schüttelte ebenfalls den Kopf, damit wenigstens etwas Wasser rauskam. "Ohja, anscheinend geht es nicht ohne." sagte ich lachend. Als er dann aber verstummte und mich so ansah, blieb ich auch still und lauschte. Jetzt hörte ich auch die Rotorblätter von einem Hubschrauber. War es die Rettung? Oder nur irgendein Hubschrauber, der nur zufällig vorbeiflog? Ich hoffte doch das erstere. Ich blickte ebenfalls nach oben, um zu sehen woher das Geräusch kam.

"Tzz...als hätte ich vor Nina Angst", sagte ich und winkte lässig ab. Doch die Lässigkeit war wie gesagt...sofort verschwunden. Es war ganz eindeutig. Umso länger ich den Hubschrauber anstarrte umso deutlicher wurde mir bewusst, dass er zu tief flog um über die Insel hinweg zu fliegen. Zwar war er noch ein ganzes Stück von uns entfernt, aber durch die schreckliche Stille hier konnten wir ihn hören und sahen einen winzigen Punkt. Mein Atem beschleunigte sich augenblicklich und ich packte Ian wieder am Oberarm um ihn vom Board runter zu ziehen, dass wir zurück zum Strand schwimmen konnten. Als ich den Sand unter meinen Füßen spürte rannte ich auch schon. Im Rennen griff ich tropfnass nach meinen Klamotten und rannte zu den Jungs, die mal wieder pennten...alle außer Jared. "Seht! da!", schrie ich fassungslos und überglücklich. Na jetzt hoffte ich nur, dass ich mir das hier nicht einbildete.

"Solltest du." meinte ich schmunzelnd noch, bevor auch ich auf das näherkommende Geräusch konzentrierte. Ich starrte zum Hubschrauber, der noch ziemlich weit weg war. Ich merkte, dass der auch auf die Insel zusteuerte und ich konnte es kaum glauben, dass wir endlich gefunden wurden. Wir alle würden wieder nach Hause kommen! Ich ließ mich von Rob vom Board runter ziehen und schwam zum Strand. Als ich diesen erreicht hatte, rannte ich ihm hinterher und sammelte meine Klamotten ebenfalls noch auf. Ich war kurz nach Rob ebenfalls bei den Jungs. Ich war unfassbar glücklich. "Ein Hubschrauber kommt!" sagte ich noch und sah dann auch wieder nach oben zu dem Punkt.

Die meiste Zeit hier auf unserer eigenen kleinen einsamen Insel hatte ich damit verbracht zu schlafen, während auch die Jungs sich langsam nacheinander damit abgefunden hatten, dass wir hier nie wieder weg kommen würden. Doch statt wie sie, das Beste draraus zu machen verfiehl ich wohl mehr in eine leichte Depression, denn ich konnte nicht damit umgehen, dass ich meine Familie und meine Freunde zu Hause nie wieder sehen würde. Also schlief ich einfach, so oft und so lange es ging. Das Rob, Ian und Jared einen kurzen Anruf absetzen konnte - oder eben auch nicht, denn wir wussten es ja nicht genau - gab ihnen wieder neue Hoffnung auf Rettung, ich hingegen hatte keine Hoffnung mehr. Ich hatte aufgegeben. Die Jungs versuchten zwar immer, mich mitzuziehen und redeten viel mit mir, aber ich ließ das alles einfach von mir abprallen. Hin und wieder stand ich auf, um Wasser zu trinken, was zu essen, ging ein wenig am Stand entlang oder saß einfach nur da und sah ihnen zu, was sie veranstalteten. Lola´s Bild war immer bei mir. Mitlerweile war der Zettel zwar total zerfleddert und wirklich was darauf erkennen konnte man auch nicht, aber das Bild gab mir die Kraft, nicht völlig aufzugeben. Hin und wieder hatte ich schon darüber nachgedacht, ob es nicht einfacher wäre sich einfach einen Strick zu nehmen und diesem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch dazu war ich dann auch wieder zu feige.
Es war ein Tag wie jeder Andere hier auf der Insel. Die Jungs beschäftigten sich - ich schlief. Wie immer. Erst als Rob und Ian über den Strand rannten wie aufgeschreckte Hühner und ich ein mir so vertrautes und doch wieder fremdes Geräusch vernahm, öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Ich hörte ihre Worte und sah auf den Punkt am Horizont, der langsam größer und immer größer wurde und auch das Geräsuch der Rotorblätter wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. "Ein Hubschrauber?" murmelte ich mehr zu mir selbst und rieb mir die Augen. Dann sah ich nochmal hin, um sicher zu gehen, dass es nicht nur wieder einer dieser Träume war, die ich öfter hatte, in denen wir alle gerettet wurden. "Ein Hubschrauber," sprang auch ich dann auf. Daran meine Sachen zusammen zu suchen, dachte ich mal gar nicht, denn das Meiste davon war eh Müll. Ich schnappte mir einfach irgendein Stoffteil und lief zum Meer hinuntern. Wie ein Bekloppter fuchtelte ich damit in der Luft herum und winkte dem Hubschrauber entgegen. "Wir sind hier!!!" schrie ich und hüpfte über den Strand. Nicht, dass er uns noch einfach überflog oder so.

Und tatsächlich war der Erste, der alles checkte Peter - unser Faultier in der Runde. Oder einfach der alte Sack, wie ich ihn gern nannte...auch wenn er nicht so viel Humor zeigte in den letzten Tagen. Ich ließ mein Shirt fallen und schlüpfte lieber doch erstmal in meine Jeans. Doch anstelle das irgendwie normal zu machen hüpfte ich natürlich vom einen Fleck zum Anderen. Irgendwann schaffte ich es dann aber auch. Aber da stürmte auch schon Peter herum und sprang und hüpfte und Wow. Das er sich doch tatsächlich noch bewegen konnte erstaunte mich tatsächlich. Aber die Freude überwiegte natürlich alles. Mal ehrlich! Wir hatten so viel Zeit damit verbracht uns selbst zu bemitleiden und uns selbst fertig zu machen, indem wir an Zuhause dachten und jetzt? Jetzt dürften wir zurück! Sie hatten es geschafft uns zu finden! Kristen hatte mich also gehört! Mein Herzschlag beschleunigte sich um das Doppelte und weil ich gerade keine Chance hatte meine Freude irgendwie zu unterdrücken rannte ich auf Peter zu und sprang ihm natürlich ohne Rücksicht auf Verluste auf den Rücken, wie ich es heute morgen bei Ian gemacht hatte. "Wir dürfen nach Hause!", rief ich und klammerte mich an ihn.

Ich musste grinsen, als Peter dann auch schon aufsprang und dann auch schon winkte. Ich zog mir dann aber erstmal meine Klamotten an, die sicher zu Hause erstmal entsorgt werden würde. Ich würde Nina wieder sehen und all die anderen. Das machte mich einfach nur mehr als glücklich. Ich musste grinsen, bei dem was die anderen beiden machten, aber ließ es selber ruhiger angehen. Aber man merkte schon, wie sehr ich mich drüber freute, dass Rettung kam. Ich lachte leise und sah einfach dem Hubschrauber entgegen, der immer näher kam.

Ich lief die ganze Zeit am Strand entlang und wusste nicht so recht wie weit ich eingendlich schon gelaufen bin. Doch als ich dann welche rufen hörte drehte ich mich um und entdeckte gerade noch so Peter ; Rob und Ian die zum Himmel winkten. Ich sah kurz nach oben und entdeckte den Hubschrauber. Ohne mit der Wimper zu zucken rannte ich zu den 3 Jungs zurück und machte einfach mal mit ^^. Sah alle 3 einfach glücklich an und lächelte dann nach oben.